Arno Holz til Henrik Pontoppidan
Sendt fra Stübbenstrasse 5, Berlin. 25. januar 1922

in Ihrer grossen Güte

Berlin W. 30, Stübbenstr. 5
25.I.22.

Hochverehrter Herr!

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre so überaus warmen Worte, die mich tief bewegt und erfreut haben.

Der Zufall wollte es, dass ich mit der gleichen Post die Mitteilung eines führenden deutschen Literaturhistorikers erhielt, er hätte sich mit 38 gleichfalls zuständiger Kollegen an die Schwedische Akademie für mich verwandt. Und er hoffe, es würde ihm gelingen, die Namen noch weiterer zuständiger Herren seinem Antrage folgen zu lassen.

Ich zitiere aus seinem Begleitbrief, den er so freundlich war mir zu kopieren:

"Wir, die Mehrheit akademischer Hochschullehrer der deutschen Literatur sowie Vertreter einiger verwandter Gebiete an deutschsprachigen Universitäten, - Anhänger der verschiedensten literarischen, aesthetischen, politischen und socialen Richtungen, sind einig in der Ueberzeugung, dass es Arno Holz 2 gelungen ist, in altbewährten wie in neu von ihm geschaffenen, wirklichkeitsechten Stoffen und Formen eine idealische Gesinnung und Phantasiefülle ohne Gleichen künstlerisch zu gestalten.

"Was ihn gerade jetzt zur Verleihung des Nobel-Preises für Literatur empfiehlt ist sein "Phantasus", dessen erster Band im Jahre 1916 erschien, dessen "Idee und Gestaltung" aber erst im letzten Jahre, teils durch eine eigene Programmschrift des Dichters, teils durch die eindringende Würdigung führender Literarhistoriker, Aesthetiker und Kritiker in ganzer Bedeutung erkannt wurde."

Nachdem somit der äusserste Einreichungstermin – 31. Januar – hinlänglich gewahrt ist, wäre es allerdings von grösster Bedeutsamkeit für mich, wenn Sie bei den Ihnen bekannten Herren des Nobel-Comités mir günstigst Fürsprecher sein wollten!

Die literarische Bewertung von Erik Axel Karlfeldt, als einen der eigentümlichsten Lyriker Schwedens war mir bekannt. Aber ich war nicht davon unterrichtet, dass 3 er zugleich Sekretär der Akademie ist und vor allem bei der Zuerkennung des literarischen Preises einen so beinahe bestimmenden Einfluss besitzt. Ich will es als ein gutes Omen für mich ansehn, dass Sie persönlich zu ihm in einer so angenehmen Beziehung stehn, und danke Ihnen bereits im voraus herzlichst für jeden Schritt, den Sie in Ihrer grossen Güte für mich tun wollen.1

Ich glaube damit schliessen zu dürfen, dass es nicht menschlicher oder auch nur künstlerischer Ehrgeiz ist, der mich die Erteilung des Preises so heiss ersehnen lässt, sondern das absolute Wissen, dass ich ohne eine so ausserordentliche Hülfe von Aussen her hier in Deutschland zu meinen Lebzeiten nicht mehr durchdringen würde, denn ich werde im nächsten Jahre Sechzig, und dass dann vor allem mein "Phantasus", der vorläufig für mich nichts als ein Fragment ist, an dessen Vollendung ich noch Jahre setzen müsste, aus lediglich materiellen Gründen – Stückwerk bliebe!

Mit nochmals aufrichtigstem und herzlichstem Dank

Ihr sehr ergebener
Arno Holz.

 
[1] Se Pontoppidans brev til Erik Axel Karlfeldt 7.4.1922. tilbage