Arno Holz til Henrik Pontoppidan
Sendt fra Stübbenstrasse 5, Berlin. 20. december 1921

Erfüllung meiner Bitte

Berlin W. 30, Stübbenstr. 5. 20.XII.21.

Hochverehrter Herr!

Für Ihre gütige Zuschrift Ihnen verbindlichst dankend, freut es mich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie, laut Statut der "Schwedischen Akademie" in Ihrer Eigenschaft als Traeger des literarischen Nobelpreises durchaus berechtigt sind, den von mir erbetenen Antrag zu stellen.

Da Sie die Ihnen von mir zugesandte Sonderausgabe aus der "Zeitschrift für Bücherfreunde" freundlichst gelesen haben und der Inhalt der drei Aufsätze Ihr liebenswürdiges Interesse erregt hat, dürften allein die von mir angemerkten Seiten 57/58 Ihnen genügen, um den von mir erbetenen Antrag entsprechend begründen zu können.

Um aber nichts zu unterlassen, was Sie instandsetzen könnte, sich über mich und meine Produktion, die Ihnen begreiflich bisher recht unbekannt war, etwas mehr zu orientieren, gestatte ich mir, Ihnen gleichzeitig noch zwei weitere Schriften zugehen zu lassen: "Arno Holz und die deutsche Presse" und "Das ausgewählte Werk".

Es würde für mich von so ausschlaggebender Wichtigkeit sein, dass ein Mann von Ihrer Qualität sich für mich einsetzt, dass ich Sie nochmals allerherzlichst bitte, sich dieser Mühe, von der ich mir erlauben möchte hinzuzufügen, dass sie ihren Lohn in "sich" trägt, doch gütigst unterziehen zu wollen!

2 Der Antrag müsste, den Bestimmungen der "Schwedischen Akademie" entsprechend, dieser zugegangen sein spätestens bis zum 31. Januar.

Auch wenn das Schicksal eines solchen Antrages, wie ich natürlich sehr wohl weiss, ein äusserst unbestimmtes ist – der Tag, an dem Sie mir gütigst mitteilen würden, dass Sie gewillt sind, ihn zu stellen, würde mir als ein Glückstag erscheinen! –

Schon in dem nun verflossenen Jahr wurde ein solcher Antrag für mich gestellt, und zwar von Herrn Professor Dr. Albert Köster, Inhaber des literarischen Lehrstuhls an der Universität Leipzig, und das betreffende Schriftstück hatte von dazu Berechtigten 14 Unterschriften getragen. Leider müssen solche Anträge aber jedes Jahr erneuert werden, und ich konnte diesen Herrn, der zur Zeit schwer erkrankt ist, nun unmöglich nochmals um eine so grosse Mühewaltung bitten.

Anträge, die von solchen Inhabern literarischer Lehrstühle gestellt werden, müssen – um den Vorschriften der Akademie zu genügen – mindestens 6 Unterschriften aufweisen. Ein literarischer Preisstraeger aber, wie Sie, ist berechtigt, einen solchen Antrag ganz für sich allein zu stellen und bereits dann gilt er als "ordnungsgemäss". Mit aus diesem Grunde und weil der Ablaufstermin bereits ein so drohend naher ist, wagte ich es und wage es nun nochmals, Sie um diese ausserordentliche Güte zu bitten!

3 In der Hoffnung, dass Sie einem Schicksale gegenüber, wie meinem, für das die Erfüllung meiner Bitte mir allein schon aus menschlichen Gründen nun freundlichst nicht abschlagen werden,

in aufrichtiger Verehrung
Ihr
Arno Holz