Henrik Pontoppidan: Szerencsés Péter

Roman in zwei Bänden. Übersetzt von Henrik Hajdú. Ausgegeben von Manó Dick. 1928.

[Nach Lykke-Per, I-II, 1920, 5. Ausgabe.]

Der Pate der dänischen Literatur, Georg Brandes beendet eine seiner literarischen Abhandlungen mit dem stolzen Satze: In Dänemark steht der Weg dem Talent frei. Eben Brandes war der eine Kämpfer in jenem grossen Kampfe, welcher diesen grossartigen Erfolg erreichte. Der freie Weg des Schriftstellers, des Poeten bedeutet ein freies Land und der Weg zum freien Lande war auch in Dänemark lang und schwer. Es ist interessant, dass die Wiedergeburt der dänischen Literatur mit den dänischen Arbeiterbewegungen zusammenfällt. Beide in den 70-iger Jahren. Der in den Naturwissenschaften aufgewachsene J.P. Jacobsen führt die Literatur auf neue Bahnen, während Louis Pio dies mit zeitgemässen Arbeiterbewegungen tut.

Die prächtige Garde der Schriftsteller bereichern zwei hervorragende Schriftsteller: Henrik Pontoppidan und Martin Andersen Nexø. Die beiden geben in Romanenform die Geschichte des neuen Dänemarks. Pontoppidan in dem oben bezeichneten Roman und Andersen Nexø in dem Epos des wahrhaftigen Proletarromans: Pelle, der Eroberer.

Als Pontoppidan das erstemal erschien, schrieb man das Jahr 1881. Die dänische Literatur entfaltet sich prächtig, es fehlt nur eines, der sociale Ton und diesen ersten socialen Ton bringt eben Pontoppidan. Nach einigen kleineren und grösseren Werken erscheint im Jahre 1906 sein grosser Roman: "Lykke-Peer" (Hans im Glück) in zwei Bänden. Dieser ist vielleicht die höchste Vervollkommung der nordischen Literatur. Was dieser Roman in sich vereinigt, ist blendend. Zu dieser Zeit rudert Dänemark schon in Gewässern der Demokratie und tagt schon das erste dänische Volksparlament, welches auf Grund des geheimen Wahlrechtes gewählt wurde. – Peter Sidenius ein Spross der berühmten geistlichen Familie wurde in den sechziger Jahren geboren. Von den elf Kindern des strenges, abgeschlossenes Leben führenden Geistlichen der Provinz lebt in ihm die aus den Traditionen hervorbrechende, zügellose Seele. Ich glaube kaum, dass ein Fall der verfehlten Erziehung vor uns liegt. Es gibt vielleicht gar keinen solchen, und wird mit derselben nur die menschliche Unfähigkeit verschleiert. Dies ist eine Bestimmung oder eine angeborene Sache, wie man es nimmt. Als kleiner Junge schleicht er aus dem Hause, betet nicht, verachtet die Gebräuche, macht Schulden und stiehlt Äpfel. Der Sohn des Geistlichen. Das Kind des streng moralischen, schroffen, geistlichen Hauses; Vater und Geschwister beten für ihn.

Er ist im sechzehnten Lebensjahr, als er nach Kopenhagen kommt, in die technische Schule, sodann auf das Polytechnikum. Nach einigen Jahren wird er in die Gesellschaft eingeführt und schliesst Bekanntschaft mit dem Sohne und später mit der Familie des reichsten jüdischen Bankiers der Stadt. Zu dieser Zeit hat er schon hochstrebende Pläne. Er will eine grossartige Kanalisierung durchgeführen, was Iwan Salomon, – der Sohn des Bankiers erfährt, der sich seiner annimmt. Später wird er auch der Bräutigam seiner Schwester. Er macht grosse Reisen im Auslande, und bricht gänzlich mit seiner Familie. Er entreisst sich sämtlicher Traditionen, verleugnet alles, was ihn mit seiner Familie verband. Der rohe, der Provinz entstammende Sohn des Geistlichen wird der Mann der Stadt und will in dem wirtschaftlichem Strom der Zukunft einschiffen. Ob er hiezu genug stark ist? Nein. Der Bruch war nicht vollständig. Im Unterbewusstsein banden ihn noch die dünnen Fäden der Gefühle an die Scholle. Als er erfährt, dass der Leichnam seiner Mutter nach Hause geführt wird, – da die Familie nach dem erfolgten Tode des Vaters in die Stadt zog, – begibt er sich auf das Schiff. Begleitet die Leiche seiner Mutter, bleibt zu Hause und heiratet die Tochter eines Geistlichen. Es vergehn einige Jahre und als sein Einkommen kleiner wird, kehrt seine Frau zu ihren Eltern zurück, die Scheidung geht vor sich, die Frau heiratet ein reicher Grundbesitzer der Umgebung und Sidenius zieht sich in einen kleinen elenden Ort zurück und schliesst dort sein Leben ab. Man fühlt, dass der Post Recht hat. Entweder muss man auf dem alten Wege bleiben oder aber die Faden vollständig zerreissen. Wer einen neuen Weg einschlägt, der blicke nicht zurück.

Es ist ein gewaltiges Werk. Der Styl desselben ist der reine Realismus. Man könnte es vielleicht neben Tolstoj stellen, jedoch gibt dasselbe schärfere, kühlere und bestimmtere Linien. Dasselbe ist voll mit dramatischen Wendungen und lyrischen Schönheiten. Pontoppidan ist ein schaffender, grosser Schriftsteller, der grösste unter den Lebenden. Er zeigt uns neue Menschen, eine neue Gesellschaft, neue Menschenschichten mit ihren Kämpfen, Freuden, Leiden und Fehlern. Und wie ein jedes grosses Werk, ist auch dieses nicht nur ein poetisches Werk, sondern auch ein vollständiges Zeitbild.

Den grossen Roman übertrug Henrik Hajdu ins Ungarische. Er übersetze ihn nicht, er übertrug ihn. Die ganze reiche, schöne mächtige Eiche setzte er samt ihren Wurzeln in unseren Boden. Wie er das ungarische Wort biegt und das Original mit entsprechenen schönen Wendungen zurückgibt, ist meisterhaft. Wir geniessen die Worte, die Sätze und als wir tief gerührt das Buch niederlegen, gebührt unsere Anerkennung nich nur dem grossen Poeten, sonder auch Henrik Hajdu.

(K.)