Die Nordseebäder bei Blokhus

Unter diesem Titel hat Herr Bendix Hou1 eine Schilderung herausgegeben, die hauptsächlich aus einer Auswahl von Arbeiten verschiedener Autoren besteht, namentlich aus Goldschmidts bekanntem Tagebuch2 über eine Reise durch Vendsyssel und Thy.

Das Ganze macht einen etwas zu reklameartigen Eindruck, was nicht glücklich ist, da Fremde sich dadurch leicht ganz falsche Vorstellungen von diesem Ort bilden, der sich bisher eben – im Gegensatz zu so vielen Badedomizilen dieser Art – durch eine schlichte, bürgerlich nette Atmosphäre ausgezeichnet hat. Die beiden Badehotels des Ortes sind nicht – wie vom Buch verleitet zu glauben – große Etablissements im bekannten Stil des Kopenhagener Strandvejs, sondern gemütliche Villen, deren Gäste zur Badezeit einen großen Familienkreis bilden, der anheimelnd von Wirt und Wirtin gemeinsam mit den Hausmädchen bedient wird; eine Tatsache, die sicher für die meisten die Behaglichkeit des Aufenthaltes an diesem bemerkenswerten Strand steigert.

Denn unwiderlegbar ist Blokhus einer der außergewöhnlichsten und schönsten Flecken an der ganzen Westküste. Der Badeort liegt einige Meilen südlich von der nächsten Ortschaft Lønstrup, die wohl im ersten Augenblick mit der hohen, fantastisch geformten Lehmsteilküste mehr imponiert, aber wegen der flachen, eher uninteressanten Umgebung schnell ermüdend wirkt, so dass man leicht aus reiner Langeweile an einem Tag das verliert, was man an Stärke durch die Einwirkung der Luft und des Badens am Vortag gewonnen hatte.

Die Natur bei Blokhus ist von einer Art, die anfangs enttäuschend wirkt, fast abstoßend, einen aber mehr und mehr bannt, je vertrauter man mit ihr wird, um am Ende völlig von ihr eingenommen zu sein.

Der breite, völlig steinlose Vorstrand erinnert flüchtig an den Nordstrand bei Skagen. Hinter den äußeren Flugsanddünen erheben sich jedoch Reihen von alten, noch weit mächtigeren Dünenformationen, bewachsen mit trockenem Gras, Heidekraut, Krähenbeeren und Dornbüschen, und voneinander abgetrennt durch eigentümliche Kessel, auf deren Grund Wacholder und wilde Heiderosen wachsen.

Bis zu eine halbe Meile strecken sich diese Dünengebilde in das Land hinein und bringen Bilder einer ganz besonderen, melancholischen Schönheit hervor. Kommen nun die Verlockungen des Strandes hinzu, der frische Wellenschlag, der berühmte Nordsee-Sonnenuntergang, der in üppiger Pracht seinesgleichen sucht, die anheimelnde Gemütlichkeit in den Hotels usw. – dann kann man leicht nachvollziehen, dass sich in Blokhus ein fester Kreis von Bewunderern versammelt, die jährlich dorthin zurückkehren, wie in die sommerliche Heimat. Man versteht aber weniger, wer Herrn Bendix Hou dazu verleitet hat, die Harfe in einem Ton zu stimmen, der so ganz außerhalb der Harmonie liegt, welche bisher dort vorgeherrscht hat.

Einer von Zweien.

 
[1] Bendix Hou: Pseudonym für den Verlagsbuchhändler Julius Gjellerup (1858-1917). tilbage
[2] Tagebuch: M. Goldschmidt: Dagbog fra en Rejse paa Vestkysten af Vendsyssel og Thy (1865) (dt. Tagebuch einer Reise an der Westküste von Vendsyssel und Thy). tilbage