Tagebuch

Das Königliche Theater feierte gestern Abend Oehlenschlägers Geburtstag mit einer Aufführung von "Die Aprilnarren".

Wenn man sich in Erinnerung ruft, wie tief Oehlenschläger das heibergsche Vaudeville verachtete, könnte man sich durchaus eine geschmackvollere Wahl vorstellen. Davon abgesehen gibt es aber für das Theater wohl auch keinen Grund, ausgerechnet Oehlenschlägers Geburtstag so feierlich zu begehen. Es wäre sinnvoller, den 3. Dezember – Holbergs Geburtstag – zum Festtag zu erklären. Aber das will wohl keiner.

Eigentlich schuldet das Theater Oehlenschläger sehr wenig. Seine unzähligen Stücke waren doch meistens eine Qual, und nennenswerte Beliebtheit hat er nie erreicht. In seinen Briefen beklagt er sich immer wieder verbittert über die Kopenhagener der damaligen Zeit, die "literarische Süßigkeiten gegenüber gesunder und nahrhafter poetischer Kost" vorzögen. Hat sich das mittlerweile geändert?

Nun kann man wohl nicht leugnen, dass das oehlenschlägersche Essen oft etwas schwer im Magen liegt, und man versteht in gewisser Hinsicht das Gefühl von Befreiung, mit dem Heibergs Vaudevilles damals bei vielen aufgenommen wurden. Sie waren Ausdruck eines jugendlichen Protests gegen die aufgeblasene Kunst der Tragödien, deren "Größe" oft nur in ihrer unverdaulichen Langweiligkeit bestand. Dadurch haben sie ja auch einen literar-historischen Wert, und deshalb wäre es richtig, wenn das Königliche Theater ab und zu die Erinnerung an sie wieder auffrischen würde. Aber ihnen – so wie jetzt – einen ständigen, alles beherrschenden Platz im Repertoire einzuräumen, ergibt keinen Sinn, schließlich haben sie ja doch nur schrecklich geringen eigenen poetischen Wert.

Ihre dramatischen Vorzüge bestehen am ehesten darin, dass sie den Schauspielern freien Spielraum für ihre Talente bieten. In "Die Aprilnarren" zum Beispiel werden die Figuren allein durch ihre Namen charakterisiert. Eine heißt Herr Zierlich, eine andere Fräulein Trumfmeyer. Das ist alles, was über sie bekannt ist. Hieraus müssen die Schauspieler selbst ihre Figuren entwickeln, und mit Fleiß, Humor und Fantasie erhalten sie eine willkommene Gelegenheit, eben diesen Begabungen freien Lauf zu lassen.

Die Ehre für die Anziehungskraft dieser Vaudevilles gebührt daher eher den Schauspielern als dem Dichter. Letzterer hat im Allgemeinen nur den Stoff vermittelt, aus dem die Bühnenkünstler dann selbstständig die vielen heute berühmten Figuren geschaffen haben. Was hat zum Beispiel Olaf Poulsens köstliche Figur Herr Zierlich Heiberg zu verdanken, abgesehen vom Namen? Für die Scherze, die der Autor ihm in den Mund gelegt hat – zum Beispiel in der Abfrageszene – muss man sich fast schämen. Und umgekehrt: Wie langweilig war doch Fräulein Trumfmeyers Redseligkeit, weil Frau Hilmer es nicht geschafft hat, ihr etwas Humor zu verleihen.

Hervorragend war die Darstellerin in der Rolle der Constance, Frau Nielsen. Sie hat nämlich keine andere Aufgabe als hübsch auszusehen, reizend zu lächeln, schmachtend die Hand aufs Herz zu legen und eine entzückende Gesangsstimme hören zu lassen – alles in allem eine Kunst, die Frau Nielsen mit Bravour beherrscht.

Urbanus