Paul Ernst til Henrik Pontoppidan
Sendt fra Neustadt, Südharz. 25. december 1917

Krönung mit dem Nobelpreis

Neustadt (Südharz)
den 25. Dc. 17

Sehr geehrter Herr, gestatten Sie mir, dass ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche darbringe zur Krönung mit dem Nobelpreis. Es geschieht ja selten, dass der Preis einem wirklichen Dichter zu gute kommt; ich habe mich sehr gefreut, dass dieses seltene Glück gerade Sie traf, für den ich schon seit langer Zeit die höchste Verehrung fühle. Sie werden der Krönung ja, insoweit sie eine Ehrung sein soll, immer skeptisch gegenüber stehen; aber der Preis, auch wenn er getheilt ist, bedeutet doch, dass Ihnen der grösste Theil der Sorgen um die Existenz abgenommen wird, und dass Sie mit Ihrem grossen Geist, Ihrer edlen Seele, und ausserordentlichem Talent nun frei schaffen können.

Ich weiss nicht, ob mein Name Ihnen bekannt ist. In den grossen Ländern werden ja die Dichter viel mehr wie in den kleinen durch die Masse der schlechten Scribenten den Blicken der Aussenwelt entzogen. Wenn der Krieg erst beendet ist, sodass man ohne Scherereien Bücher versenden kann, werde ich mir erlauben, Ihnen eine Arbeit von mir zu schicken; es wäre mir eine grosse Freude wenn ich das Bewusstsein hätte, dass Ihr Auge auf meinen Zeilen geruht hat.

Hochvll und Ergben [Hochachtungsvoll und Ergebener]
Paul Ernst