Kasino

Der Kalif auf Abenteuern

Vor vollem Haus, mit dem Stammpersonal des Theaters im Plenum, hat das Kasino gestern Abend Erik Bøghs alte Abenteuerkomödie Der Kalif auf Abenteuern1 aufgeführt. Die sehr originelle Idee des Stückes, seine oft witzigen Zeilen, die schönen Lieder und die prächtige Inszenierung ernteten den Beifall des sonntäglichen Publikums, dessen Geschmack der Autor schon immer zu treffen wusste.

In Der Kalif auf Abenteuern gibt es alles, was eine Madame Sørensen aus der Lille Strandstræde und ein Kanonier Valdemar Kaninstok mit seiner Freundin aus der Tulipangade an einem Abend und für eine Krone zurecht verlangen können. Man erlebt gute Laune und Sentimentalität, spannende Szenen und heiteres Ballett, moderne Menschen und alte Araber, Kasinomaskerade und Zirkus. Da bekommt man was für sein Geld – genau das, was eine Madame Sørensen von der erhabenen Kunst verlangt.

Aber vielleicht hat es Erik Bøgh dieses Mal ein bisschen zu gut damit gemeint. Er hätte sich den Zirkus für ein anderes Mal aufheben können. Es war nicht so amüsant wie die Maskerade, die sogar ein Intermezzo in Versen mit dem Titel Zauber der Gegenwart enthielt, das, obwohl von Sophus Neumann vorgetragen, etwas enttäuschend ausfiel. Nur eine der Darbietungen, der Auftritt der Gelben Dame2 aus der französischen Kunstausstellung, war durchaus unterhaltsam. Sie fand einen solchen Anklang im Publikum, dass das Haus ebenfalls bebte.

Der Kalif wurde von Herrn Stigaard gespielt, der die Komik der Figur vielleicht ein wenig mehr hätte betonen können. Aber er sah prächtig aus und gab in den ernsteren Szenen des letzten Aktes sein Bestes. In der Rolle des Großwesirs hat sich Herr Pio bemüht, jedoch kann er leider nicht singen. Herr Nathansen3 spielte sowohl den Helden, den jungen Juden, als auch Rolf, den jungen Künstler, mit Bravour.

Aber es waren die Dekorationen und das Ballett, die dem Ensemble den Sieg bescherten. Besonders ein Tanz der Bacchantinnen im zweiten Akt war außerordentlich wirkungsvoll und wird wahrscheinlich allein ausreichen, um das Haus für mehrere Abende zu füllen, nachdem Pigernes Jens4 die Bühne wieder in das Gedächtnis des Theaterpublikums gebracht hat.

 
[1] Uraufführung am 27. Februar 1857 im Kopenhagener Theater Kasino. Der Titel wurde, da heute keine Schriftstücke mehr existieren, von der Übersetzerin angefügt. tilbage
[2] Die gelbe Dame: zu Albert Besnards Porträt von Frau R. Jourdain, das im Sommer 1888 für Aufsehen sorgte, siehe Pontoppidans Rezension des Romans Lucie von Amalie Skram. tilbage
[3] Herr Nathansen: wahrscheinlich der Schauspieler Ludvig Michael Nathansen (1858-1907). tilbage
[4] Pigernes Jens: eine "Kantonnements-Farce" mit Text von Peter Nansen zu Musik von Charles Kjerulf, aufgeführt im Kasino am 1. Januar 1889. tilbage