Menschenauflauf

Wer gestern Nachmittag gegen 17 Uhr die Vesterbro-Passage entlangkam, stieß vor dem Tivoli auf ein aufgeregtes Menschenmeer, das den weiten Platz schwarz färbte so weit das Auge reichte und den ganzen Durchgang versperrte, sodass man reihenweise Straßenbahnen und andere Fahrzeuge mit wütenden Kutschern und ängstlich zitternden Fahrgästen zu allen Seiten um die Menschenmenge herum halten sah. Was war passiert? Man vernahm Rufe und verwirrte Fragen. Es hieß, jemand sei von der Hafenbahn1, die gerade durchgefahren war, fürchterlich verletzt worden. Andere behaupteten, dies sei eine Lüge, vielmehr ginge es um eine Frau, die in einer Droschke Zwillinge bekommen habe. Viele gingen mit bleichen Gesichtern umher – irgendetwas Schreckliches war wohl auf jeden Fall geschehen. Aber wo und was?… Endlich kam die Polizei im Sturmschritt von der Farimagsstraße. Doch da war die Menge bereits dabei sich aufzulösen und jeder ging seines Weges. Einige Minuten später sah der Platz aus wie immer.

Es war nämlich wie gewöhnlich ganz einfach so, dass niemand wusste, was los war.

 
[1] Hafenbahn: Der Hauptbahnhof lag zu dieser Zeit nördlich der Vesterbrogade (wo inzwischen Axelborg liegt) und der gesamte Passagierverkehr lief nach Norden die Gyldenløvesgade entlang; aber eine Güterbahnlinje kreuzte die Vesterbrogade und führte zum Hafen. tilbage