Autobiographie 1920

Henrik Pontoppidan berichtet Folgendes über sein Leben:

Mein Vater, Dines Pontoppidan, stammte aus einer alten dänischen Pfarrfamilie und war selbst Pfarrer. Meine Mutter, eine geborene Oxenbøl, war die Tochter eines Justizbeamten. Sie hatten insgesamt 16 Kinder. Als eines der mittleren wurde ich am 24. Juli 1857 in einem Dorf (Fredericia) in Jütland geboren. 1863 wurde mein Vater in die jütländische Handelstadt Randers versetzt, wo ich im Jahr darauf als Sechsjähriger die Invasion der preußischen und österreichischen Truppen erlebte. Mit sechzehn Jahren kam ich nach Kopenhagen und wurde an der polytechnischen Hochschule aufgenommen. Nach einer Sommerreise in die Schweiz, die reich an Erlebnissen war, begann ich zu schreiben. Ich legte meinen Schwerpunkt zunächst auf Natur- und Alltagsbeschreibungen, mit den Jahren wurden Darstellungen von Menschen mein Hauptanliegen.

Mein erstes Buch erschien 1881. Den Anfang bildeten einige Bände mit kürzeren Erzählungen, darunter "Fra Hytterne". Die Themen, die mich besonders reizten, verlangten eine umfangreichere Form und einen breiteren Stil. Ich wandte mich dem Roman zu, der zuvor vernachlässigt wurde und deshalb als eine weniger angesehene Kunstform galt, der sich im 19. Jahrhundert entwickelte und den Rang des Dramas und des alten Epos erreichte. In einer Trilogie – "Det forjættede Land" [Das gelobte Land], "Lykke-Per" [Hans im Glück] und "De Dødes Rige" [Totenreich] – habe ich versucht, durch Schilderungen der menschlichen Seele und des menschlichen Schicksals, in denen sich die sozialen, religiösen und politischen Umbrüche der Zeit widerspiegeln, ein zusammenhängendes Bild des gegenwärtigen Dänemarks zu zeichnen. Darüber hinaus habe ich im Lauf der Jahre eine lange Reihe mehr oder weniger persönlicher Arbeiten hervorgebracht, in denen die Phantasie ein freieres Spiel hatte. Darunter u.a. "Ung Elskov", "Minder", "Den gamle Adam" [Der alte Adam], Højsang", "Borgmester Hoeck og Hustru", "Den kongelige Gæst" [Der königliche Gast] und "Hans Kvast" [Hans Quast]. Mein Gesamtwerk umfasst ca. 40 Bände.