Prost!

Auf Verlangen wird attestiert, dass wir Folgendes aus ehrwürdiger Hand erhalten haben.
Red.

Das vorliegende, hoch geachtete Blatt hat in letzter Zeit wiederholt den Freunden der sogenannten Totalabstinenzbewegung das Wort gegeben, welche sich das Ziel gesetzt hat, die Allgemeinheit davon zu überzeugen, dass wir nun alle für das Wohlergehen gewisser Leute die Flaschen endgültig verkorken, und dass es überhaupt für manche zweckdienlich wäre, den Gebrauch von Spirituosen bei allen anderen Gelegenheiten, als beim Abendmahl, abzuschaffen.

Was nun das Erste angeht, so kommt es mir ebenso töricht vor, als ob man den Leuten verbieten wollte, Äpfel und Pflaumen zu verzehren, weil die empfindlichen Mägen vieler Kinder und kindischer Menschen im Sommer vom übertriebenen Genuss unreifer oder verdorbener Früchte herrühren, – oder, als ob man versuchen wollte, die Menschen daran zu hindern, Bäder zu besuchen, weil dadurch nachweislich jedes Jahr Etliche einen erbärmlichen Tod sterben, – nicht davon zu sprechen, dass ja sowohl Tanz als auch Musik und andere Verlustigungen nicht minder verschiedene Arten von Unglücken anrichten, und damit konsequenterweise verboten werden müssten.

Insgesamt gibt es ja auf Gottes grüner Erde nicht ein Gutes, das nicht missbraucht werden und zum Schaden wirken könnte, würden wir aber immer daran denken und unsere Handlungen danach richten, könnten wir uns genauso gut gleich in den Sarg legen.

Die Totalabstinenzler sind daher, meiner bescheidenen Meinung nach, auf einem Irrweg, der im bloßen Tränenmeer endet.

Sie müssen in jedem Fall völlig anders beweisen, dass der Genuss von Gottes herrlichsten Gaben, dem perlenden Wein, dem schäumenden Bier, dem duftenden Schnaps, wirklich so schädlich ist, wie sie es gerne hätten. Die meisten von uns haben nämlich völlig entgegengesetzte Erfahrungen gemacht im Vergleich zu dem, was die verehrten Totalabstinenzler als unwiderlegbare Tatsachen festzulegen wünschen. Wenn wir uns umsehen, jeder in seinem Kreis, beobachten wir eine Menge Gestalten, die niemals Angst davor hatten, das Glas anzusetzen, und die dessen ungeachtet sowohl alt geworden als auch gesund geblieben sind, und denen weder etwas im Oberstübchen fehlt, noch dass sie unten herum zu viel angesetzt haben, – ja, sehen wir uns genau um, scheinen wir sogar die Entdeckung zu machen, dass eben jene, die am allerfleißigsten am Most genippt haben, am ältesten, gemütlichsten und umgänglichsten von allen geworden sind, wohingegen die meisten unserer Dünnteetrinker schon im mittleren Abschnitt ihres Lebens alt, trocken, mürrisch und langweilig wie die Frauenzimmer wirken, die ja im Allgemeinen auch keinen Alkohol trinken.

Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich Folgendes anführen: Mein seliger Vater, den ich, soweit ich mich erinnere, niemals in nüchternem Zustand gesehen habe, wurde siebenundachtzig Jahre alt und hatte in seinem ganzen Leben nicht einmal einen Schnupfen. Was mich angeht, so habe ich beim Befeuchten meiner Lippen niemals Bedenken gehegt; Ich habe im Laufe von zwanzig Jahren täglich meine zehn Bierchen und fünf Schnäpse getrunken; außerdem jeden Morgen eine Tasse Kaffee und jeden Abend eine Tasse Tee – beide mit Schuss. Ich bin jetzt ein Mann von 65, der sieben gesunde Kinder hat und sich sonst auch brillant hält. Wenn ich das selbst so sagen darf, dann bin ich noch ein richtig stattlicher Mann (an meiner Nase ist nichts, das können Sie mir glauben – kein bisschen!), und ich hoffe, noch lange die Freuden des Lebens zusammen mit meinen Lieben genießen zu dürfen.

Aber darf ich nun die werten Herren Totalabstinenzler fragen, was wir Mannsvolk denn nun trinken sollen, wenn weder bayrisches Bier noch Wein oder Schnaps in Frage kommen? Sofern sich die werten Herren mit Malzbier1 oder Dünnbier und wie auch immer alle diese Brechmittel heißen, zufrieden geben, dann meinetwegen gerne – solange ich nicht in die Nähe ihrer Mägen kommen muss, nachdem sie derlei genossen haben. Das Kopenhagener Gemeindewasser werden sie ja wohl auch nicht ohne weiteres empfehlen. Ich frage daher nochmals: Was sollen wir trinken? Wenn die Ärzte und anderen klugen Männer es für notwendig erachten, den Gebrauch von Spirituosen mit Blick auf die menschliche Gesundheit zu verbieten, dann müssen sie wirklich zusehen, uns einen anderen Trank herbeizuschaffen, der sowohl gesund als auch wohlschmeckend ist.

Aber bis dies geschieht, rufe ich allen ohne jegliche Bedenken zu: Hoch die Tassen, Jünglinge! Darin findet ihr sowohl jugendliche Gesundheit, männliche Kraft und ein frohes Alter!

Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, Herr Redakteur, wenn Sie diese Bemerkungen in Ihr wohlbekanntes Blatt aufnehmen würden. Ganz besonders würde es mich erfreuen, wenn Sie darüber vermerken würden, dass sie es "aus ehrwürdiger Hand" erhalten haben.

Ein alter Trinker.

 
[1] Malzbier: dän.: dobbeltøl. Siehe Illustration. tilbage